Fritz Pölking

Spitzbergen-Safari

Mit  Kamera und Teleobjektiv auf Fotojagd
nach sommerlichen Eisbären

Joseph Van Os Photo Safaris Ltd. (www.photosafaris.com) annoncierten eine zweiwöchige Spitzbergentour mit dem Schiff für den Juli 2003, und das Angebot las sich so verlockend, das ich nicht widerstehen konnte.

Meine Objektive für diesen Trip hatten die Brennweiten 3.5-4.5/20-35 mm, 3.5-4.5/28-105 mm, 2.8/70-200 mm, 4.0/500mm, und daneben die beiden Konverter 1.4x und 2x.

Dazu zwei Kameragehäuse (EOS-1V und als Reserve ein Gehäuse EOS-3), ein Gitzo Carbon Stativ Nr.1227 mit einem Kirk Kugelkopf B-1 und 100 Filme für die 10 Tage echten Fotografiertage, also 10 Filme pro Tag.

Früher hätte ich mindestens 200-250 Filme mitgenommen, um alle Agenturen mit Originaldias beliefern zu können, aber da ich heute den Agenturen keine Originaldias mehr schicke, sondern nur noch CD-Roms mit den Datensätzen von meinen besten Dias, brauche ich praktisch nur noch 1/4 so viel Filme wie früher.

         1. Tag

    Der erste Programmtag war der Flug über den großen Teich nach Oslo.

    2. Tag

    Von Deutschland aus reichte es, am 2. Tag am Spätnachmittag von Frankfurt aus in knapp zwei Stunden nach Oslo zu fliegen, um zum ersten Gruppentreffen, einem Dinner um 19.00 Uhr mit anschließendem Briefing, pünktlich einzutreffen.

    3. Tag

    Am dritten Tag ging es in Oslo um etwa 9.00 Uhr los mit dem Flug nach Spitzbergen, und einer Zwischenlandung in Tromsö.

    Gegen 14.00 Uhr erreichten wir den Flughafen Longyearbyen auf Spitzbergen und schon um 16.00 waren 48 Naturfotografen auf dem russischen ‚Professor Molchanov‘, einem umgebauten Forschungsschiff, und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

     4. Tag

    Bis 9.00 Uhr am Morgen Nebel, dann Sonne, blauer Himmel und einzelne, sehr fotogene Wolken, und schon um 10.00 Uhr der erste Eisbär, allerdings leider zu weit entfernt für die Teleobjektive. Auf jeden Fall konnte man jetzt schon sehen, das die Landschaften um die Eisbären herum wesentlich attraktiver waren als in Churchill, der ‚Welthauptstadt der Eisbären‘, wo man immer Mühe hat, keine Reifenspuren der Tundrabuggys ins Bild zu bekommen.

    Am Nachmittag gab es den ersten Landausflug, zu den Krabbentauchern, die man mit 500 und 700 mm formatfüllend fotografieren konnte. Es war eine riesige Kolonie an einem steinigen Berghang, mit mindestens 50.000 Exemplaren.

     

5. Tag

Die See meinte es gut mit uns, und wir hatten das, was man gemeinhin ‚Ententeich‘ nennt. Gegen 9.30 Uhr erreichten wir ‚Bärenland‘, eine Gegend auf Spitzbergen, wo sich zwischen Eisschollen und Schnee besonders gerne etliche der 2.000 Eisbären von Spitzbergen aufhalten, und das nicht allzu weit entfernt ist von den Gebieten, wo die Bärinnen in Schneehöhlen ihre Jungen zur Welt bringen.

Der Vormittag brachte schöne Eisfelder und 3 einzelne Walrosse auf Eisschollen. Der Nachmittag brachte noch ein Walross auf der Eisscholle, einen im Meer schwimmenden Eisbären und Regen..

Der späte Regen wurde von Joe Van Os für einen Diavortrag über die richtige Belichtung von Motiven genutzt, die heller sind als der mittlere Grauwert.

Nach dem Abendessen tauchte dann auf den Eisschollen noch ein freundlicher Eisbär auf, der sich tatsächlich 1 ½ Stunden lang vom Schiff aus fotografieren ließ und bei dem um 22.10 Uhr der Belichtungsmesser bei Blende 4.0 noch 1/320 sek. anzeigte beim 100 ISO-Film. Das ist der Vorteil, wenn es so nahe am Nordpol (nur 600 Meilen entfernt) im Sommer 24 Stunden am Tag nicht dunkel wird.

 

      

6. Tag

Der Vormittag brachte eine spiegelglatte See mit wundervollen Reflektionen der treibenden Eisfelder, die sehr schön aussahen im Weitwinkelzoom mit einem Polfilter davor. Viermal ließen sich Bartrobben auf Eisfeldern fotografieren, manche sogar mit einem Spiegelbild in der glatten See.

Der Nachmittag brachte das Aktion-Wildlife-Highlight der Reise: Ein Eisbär zog eine soeben erbeutete Bartrobbe aus dem Wasser und zog sie mit einer blutigen Spur etwa zwanzig Meter über das Eis. Dann fing er an zu fressen und bald war der Schnee blutgetränkt und auch der Kopf und Hals des Eisbären waren rot vom Blut der Robbe. Das gab echte Bilder aus dem wirklichen Leben, die aber sicher nicht sehr erfolgreich sein werden, denn so viel echtes Leben wollen die wenigsten Zeitschriften-Redaktionen veröffentlichen.

Als Höhepunkt kam dann eine Stunde später noch ein zweiter Eisbär dazu, und der erste gestattete ihm etwa 15 Minuten lang mit von der Robbe zu fressen, um ihn dann zu verjagen. Der erste Eisbär fraß dann sage und schreibe über 6 Stunden an der Robbe in formatfüllender Entfernung für ein 500 mm Objektiv ohne Konverter. Also reichlich Zeit für jeden, nach Herzenslust blutige Bilder aus dem wirklichen Leben zu machen.

Dies ist auch der große Spaßfaktor der digitalen Fotografie: Man fotografiert sensationelle Bilder von Eisbären die eine erbeutete Robbe verzehren, und kann sich eine Stunde später in der Bar des Schiffes die Bilder auf dem Labtop ansehen, sie ausdrucken und die Ergebnisse mit allen an Bord teilen.

Auf Film fotografiert dauert es Wochen bis man weiß, was man fotografiert hat, wie man es fotografiert hat, und ob alles technisch und gestalterisch in Ordnung ist.

        

 

Die Bilder von den Teilnehmern die digital fotografierten, wurden 
abends in der Bar ausgedruckt und begutachtet.

  1. Tag

  2. Der Vormittag brachte bei 2 Grad Celsius über Null zauberhafte Landschaften, mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund und völlig ruhiger See mit darin treibenden und sich spiegelnden Eisbergen, Eisbrocken und Eisfeldern.

    Gegen 9.00 Uhr kam ein etwa 6 Jahre alter Eisbär um uns für ungefähr 2 Stunden Gesellschaft zu leisten. Formatfüllend ab 400 mm Brennweite. Er war farblich und vom Fell her in prächtiger Kondition und sah aus, als käme er direkt aus der Maske einer Gamefarm und wäre gestylt für eine Filmproduktion.

    Wer häufiger in Churchill Eisbären fotografiert hat wird begeistert sein über die fantastische Landschaft, in der sich hier die Bären bewegen.

    Nach dem Lunch zeigte John Shaw einen Diavortrag über Naturfotografie.

    Der Nachmittag brachte wieder die schon fast üblichen attraktiven Eisfelder und ein ruhendes Walross sowie etliche Bären, darunter eine Eisbärin mit 2 Jungen, die allerdings leider nicht nahe genug kam für Fotos.

                     

  3. Tag

  4. Nach einer Tanz- und Barbeque-Partie gestern abend auf dem Achterdeck, zu Ehren des Independence Day am 4. Juli, war heute morgen niemand so recht in Stimmung um zu fotografieren. Trotzdem ging es in die Zodiak-Schlauchboote bei einer großen Walroßkolonie, um sie von Land aus abzulichten.

    Gott sei Dank wurde die Aktion nach den ersten beiden Schlauchbooten abgebrochen wegen Regen, und wir starteten erst einmal zu einer großen Vogelkolonie und verschoben die Walrosse auf den nächsten Tag.

    Die drei Stunden Schiffsreise zu den Vögeln füllte Dr. Wayne Lynch mit einen Diavortrag über Eisbären.

    Leider wollte eine geschlossene Eisdecke uns nicht bis zur Vogelkolonie durchlassen, und wir fuhren über Nacht zurück zu den Walrossen, nicht ohne die Stunden von 21.00 Uhr bis Mitternacht bei zauberhaftem Schein der tief stehenden Sonne mit Landschaftsfotografie zu füllen.

9. Tag

    Heute Vormittag war Walrosszeit. Etwa 40 Walrosse dösten am Strand, als wir mit den Zodiaks dort hin fuhren und an Land gingen. Wir machten es uns am Strand in etwa 100 Meter Entfernung in Wassernähe bequem, und einige Zeit später gingen 5-10 Walrosse ins Wasser und kamen zu uns geschwommen bis auf wenige Meter Entfernung. Anscheinend hatten sie noch nie oder kaum Menschen gesehen und wollten sich die mal anschauen. Etwa zwei Stunden lang fotografierten wir sie mit ihren beachtlich Stoßzähnen, wenn sie vor uns auftauchten.

    Auf dem Weg zu den nachmittäglichen Eisbären im Packeis hielt Rinie Van Meurs einen Diavortrag über Grönland.

    10. Tag.

    Bis zum Frühstück lag das Schiff eingebettet zwischen Eisfeldern. Dann machten wir uns wieder auf die Suche nach Eisbären, möglichst mit einer eben erbeuteten Robbe.

    Gegen 10.00 Uhr fanden wir auch einen und konnten ihn etwa 2 Stunden lang fotografieren. Teilweise mit schönem Spiegelbild im Wasser, im Hochformat und formatfüllend mit 500 mm bei strahlendem Sonnenschein.

    Am Nachmittag – auf der Fahrt zu nordischen Blumenfeldern - hielt Dr. Wayne Lynch einen Diavotrag über die Vogelwelt der Arktis,

           

    11. Tag

    Heute am Vormittag gab es einen Diavortrag von Rinie Van Meurs über Walrosse und anschließend einen von Tom Harrison über Island und einen von Joe Van Os über Spanien.

    Wenn das Schiff fährt, so ist dies immer eine gute Gelegenheit Flugaufnahmen zu machen, speziell von Eissturmvögeln und Dreizehenmöwen, die gerne ganz nahe am Schiff vorbeisegeln und dann fantastische Motive abgeben.

    Am Nachmittag erreichten wir eine Bucht mit einem Gletscher und Eisfeldern vor ihm. Die umgebenden Berge reflektierten wundervoll im Wasser und alle fotografierten Eisberge, Eisschollen, Reflektionen, Berge mit Spiegelbild und ähnliches, so daß ein Eisbär auf den Eisschollen tatsächlich kaum beachtet wurde.

     

                   

    12. Tag

    Heute erreichten wir eine Bucht mit Blumenfeldern und mit von Flechten überzogenen Steinen in der Nachbarschaft, die viele schöne - und auch gemeinsame - Motive abgaben.

    Das war eine gute Gelegenheit, den neuen Velvia-100 auszuprobieren. Beim Naturfotofestival in Fürstenfeldbruck hatte Fuji die ersten verteilt, und ich hatte fünf Stück bekommen. Der erste Versuch vor drei Wochen in Ruanda bei den Gorillas war nicht so toll. Der Velvia-100 scheint härter in der Gradation zu sein gegenüber dem Sensia-100, und ein Film um Gorillas in der Sonne zu fotografieren ist er ganz bestimmt nicht. 

    Im schönen letzten Licht fotografierten wir dann später noch den Gletscher ‚14. Juli‘.

               

    Sensia -100                            Velvia -100

    13. Tag

    Nach dem Frühstück sollte es mit den Zodiak-Schlauchbooten an Land gehen, um Rentiere, Füchse, Raubmöwen, Seeschwalben, Blumen und Flechten zu fotografieren. Nicht zu vergessen die tolle Landschaft.

    Durch einen Wettereinbruch war leider plötzlich die See so rauh, der Wind so streng, die Temperatur so niedrig und die Sicht so schlecht, daß dieser Trip verschoben wurde, und wir vor Anker warteten, daß am Nachmittag vielleicht die Bedingungen besser würden.

    In der Zwischenzeit sprach Dr. Wayne Lynch über Nahfotografie.

    Das Wetter besserte sich aber nicht, und so fiel unser letzter Fototag leider ins Wasser. Kismet..

    34 Naturfotografen an Bord arbeiteten mit analogen Kameras (22 mit Nikon und 12 mit Canon), 8 arbeiteten mit digitalen Kameras von Nikon oder Canon. Fünf davon hatten einen Labtop an Bord (einer auch einen Drucker). 3 Teilnehmerinnen hatten kleine, digitale Filmkameras.

    An Objektiven gab es ein 4.0/600 mm, etwa zwanzig 4.0/500 mm und ebenfalls etwa zwanzig hatten eines der relativ neuen 80/100 – 400 mm Zoomobjektive.

    14. Tag

    Am Morgen kamen wir in Longyearbyen an und machten einen ‚Stadtbummel‘, bevor wir am Nachmittag Spitzbergen verließen um nach Oslo zu fliegen, mit Ankunft gegen 20.00 Uhr. Da um diese Uhrzeit die letzten Vögel nach Europa schon alle abgeflogen sind, hieß es dort zu übernachten.

    15. Tag

Die Maschine früh um 6.35 Uhr von Oslo nach Frankfurt war leider schon lange ausgebucht, daher ging es mit einer anderen Maschine um 12.50 Uhr von Oslo nach Frankfurt mit Ankunft in Frankfurt um 15.00 Uhr. Weiterflug dann nach Münster/Osnabrück  um 16.40 Uhr und Ankunft auf Münster-Osnabrück um 17.45 Uhr. Zuhause um 18.15. Das ist der Vorteil, wenn man nahe am Flughafen wohnt.

Fotografische Notizen einer Schiffsreise

Fotos: Gisela Pölking

 

   

 

 

 

 

 

Wen dieses Spitzbergenabenteuer interessiert:

Siehe
www.photosafaris.com

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