15.8.2004

Rückblick

Fritz Pölking

Den folgenden Artikel schrieb ich im Sommer 1999
 und er erschien in Heft 1/2000 der GDT-Zeitschrift 
FORUM FÜR NATURFOTOGRAFIE

 

Was bringt das neue Jahrtausend 
für uns Naturfotografen - 
kurz- und langfristig?

Kurz- und mittelfristig wahrscheinlich die authentische Naturfotografie mit echten Naturdokumenten. Früher oder später werden die Menschen es leid sein, Bilder von zahmen Wölfen oder zahmen Tigern usw. als Naturdokumente vorgesetzt zu bekommen, und sich arrangierte und manipulierte Bilder von Fröschen, Schlangen, Pilzen, oder Chamäleons die eine - im genau richtigem Abstand - vorgesetzte Heuschrecke fressen - und ähnliche Dinge  anzusehen zu müssen.

Auch frage ich mich, wie lange es sich unsere Jagdzeitungen noch erlauben können, ihren Lesern - fast - ausschließlich Gatteraufnahmen von Damwild, Rotwild, Schwarzwild, Rehen und Hasen - ohne einen Hinweis auf den quasi Haustiercharakter dieser Tiere - als Naturdokumente unterzujubeln - gerade Jägern, bei denen Gatterjagden als verpönt gelten, und die meiner Ansicht nach sicher davon ausgehen, daß man ihnen als Jägern echte Wildaufnahmen vorsetzt von wirklichen Wildtieren, und nicht von verhaltensdomestizierten Tieren, die fett und träge im Gatter auf die nächste Fütterung warten, oder wo das Reh den Blumenstrauß aus der Hand frißt, damit Herrchen damit demnächst wieder ein Titelbild auf 'Wild und Hund' bekommt.

Dann wird uns das neue Jahrtausend sicher innerhalb der ersten fünf bis zehn Jahre zwingen, auf die digitale Fotoqrafie umzusteigen. Die Vorteile sind einfach zu groß: Wenn ich jetzt nach Afrika oder Amerika fliege, muß ich dreihundert Filme mitnehmen. Das ist ein Riesengewicht, braucht viel Platz und muß heute aus den bekannten Gründen als Handgepäck mitgenommen werden, was nicht besonders lustig ist.

Wenn ich dann zurückkomme, muß ich 300 Filme entwickeln und rahmen lassen und mir anschließend alle 10.000 Dias ansehen, 8.000 wegschmeißen und 2.000 sortieren, beschriften und etikettieren. Das kosten viel Zeit...

Wenn ich mit einer digitalen Kamera arbeite, wie etwa der neuen Nikon D1, brauche ich keine Filme mitzunehmen, kann die Bilder vor Ort jeden Abend kontrollieren und sofort an Ort und Stelle die unbrauchbaren löschen.

Kann dort schon die Daten eingeben, und die 10-20 wirklich guten Fotos des Tages (falls es mal an einem guten Tag so viele sind) gleich am Abend aus der Masai Mara, der Antarktis, aus Churchill oder der Mongolei, über das (in zwei bis drei Jahren ja preiswert lieferbare) Satelittenhandy als Datensatz ins heimatliche Büro senden, so daß man dort die Bilder schon vermarkten kann, bevor der Fotograf wieder zuhause ist.

Und es wird eine Freude sein, mit Duplikaten zu arbeiten: Jetzt gibt es nur ein wirklich gutes Original von Aktionsfotos. Alle Dups sind wesentlich schlechter. Digital ist jedes Duplikat so gut wie das Original. Auch spart man unglaublich viel Geld: Ein Profi braucht im Jahr 1.500 bis 2.000 Diafilme. Die kosten mit Entwicklung und Rahmung immerhin 10.- bis 15.- DM pro Stück - macht 20.000,- bis 30.000,- DM, die man jährlich spart, wenn man ohne Film fotografiert. Wir werden alle in einigen Jahren umsteigen, die Vorteile sind einfach zu groß.

2. Teil

Die bisherige, auf Film als Trägermaterial basierende Fotografie ist ja neulich erst 150 Jahre alt geworden. Naturfotografie in unserem Sinne gibt es etwa seit 1880/1890. Damals machten die Brüder Kearton ihre ersten Fotos und Otmar Anschütz veröffentlichte 1884 schon seine berühmte Bildserie vom Weißstorch in der Leipziger Illustrierten Zeitung.

Es war ein weiter Weg bis dahin, seit wir vor etwa 25.000 Jahren die Welt der Ahnungen verlassen und in das Reich des reflektierenden Bewußtseins eingetreten sind.

Wie lange wir als rein agierende Art im Reich der Tiere gelebt haben, vermag heute sicher niemand genau zu sagen. Auch nicht, wie lange wir uns dann in der Welt der Ahnungen aufgehalten haben, die meiner Ansicht nach heute die Schimpansen erreichen.

Wer mit diesen Verwandten einmal etwas näher in Kontakt kam, wie es mir im Gombe Nationalpark in Tanzania vergönnt war, dem wird gewiß, daß sie nicht mehr auf der Entwicklungsstufe primitiver Arten stehen , sondern auf der Schwelle zu einem Bewußtsein.

Der Schimpanse könnte in ferner Zukunft - neben uns - die zweite Art auf diesem Planeten werden, die ihre Existenz reflektieren kann.

Es war der große Naturfilmer Hugo van Larwick der entdeckte, daß die heutigen Schimpansen schon dabei sind, eine erste, primitive Religion zu entwickeln, in dem sie den Regen beschwörende Tänze aufführen.

Diese 'Religion' ist zwar noch weit entfernt von den 'primitiven Religionen' etwa der Inkas, welche die Sonne als Gott anbeteten, aber so weit nun auch wieder nicht.

Gut 100 Jahre gibt es die Naturfotografie also schon - aber viel interessanter ist ja, wie lange wird sie es noch geben?

Sicher wird sie mit unserer heutigen Entwicklungsstufe untergehen.

Wann genau wir das Tierreich verlassen haben wagt heute - noch - niemand genau zu sagen; ob schon vor 100.000 Jahren oder erst vor 25.000. Sicher ist aber auf jeden Fall, daß unsere jetzige Entwicklungsstufe nicht die letzte ist.

Wenn wir uns den Millionen und Milliarden Jahre dauernden Prozeß von Zelle über Fisch, Echse bis hin zu Voraffe, Affe, Menschenaffe, Vormensch, Mensch ansehen, dann kann als nächste Stufe ja nur vorstellbar sein, daß wir unseren ja immer noch zu 99,9% tierischen Körper verlassen, und mit unserem reflektierenden Bewußtsein den jetzigen 'Aufbewahrungsbehälter Gehirn' verlassen, und seinen Inhalt auf einen Chip, ein Videoband oder eine Festplatte überspielen

Unsere Weiterentwicklungsmöglichkeiten als Art danach sind überhaupt nicht abzusehen..

Der Mensch als Wesen auf dem Weg vom Homo sapiens zum Homo festplatti..?

Uns Heutige und unsere Taten bzw. Untaten wird man dann nachsichtig - wir wußten bzw. konnten ja nicht besser - in die Reihe der vormenschlichen Arten einordnen, auf dem langen Weg der Entwicklungsgeschichte über Voraffe, Affe, Menschenaffe, Vormensch, Mensch und wirklichem Menschen (Homo festplatti ?), der endgültig das Tierreich verlassen hat.

Nur wird es dann leider keine Naturfotografie mehr geben, denn wozu soll sich unser auf einer Festplatte gespeichertes Ich eine Kamera mit einem 4.0/300 mm Objektiv kaufen?

FORUM FÜR NATURFOTOGRAFIE  Heft 1/2000, Seiten 70 und 71.

Der erste Teil meiner Vorhersage ist ja eingetroffen (bis auf das Satelittenhandy).
Über den zweiten Teil müssen wir uns in hunderttausend Jahren noch einmal unterhalten..

Ziemlich exakt 5 Jahre nach dem Artikel bin ich dann komplett umgestiegen, und zwar sofort als die erste digitale Spiegelreflexkamera auf den Markt kam die mir gefiel, die EOS 1 D Mark II, (so etwa im April 2004) . Vor allem waren mir die Sucher bei der 300 D und 10 D zu klein und unerfreulich. Es machte mir einfach keinen Spaß, damit zu fotografieren.

 Die Mark II dagegen ist toll und hat einen fantastischen Sucher.  Und die 8 Bilder pro Sekunde haben mir bei den Fischadlern sehr geholfen.

Hier einige neue Bilder mit der Mark II  aus den  Monaten  April, Mai, Juni und Juli 2004:

 

 

NP Bayerischer Wald, April, 4.0/70-200 mm, Stativ.

 

 

NP Bayerischer Wald, April, 4.0/70-200 mm, Stativ.

 

 

NP Bayerischer Wald, April ,Wildkatze, Gehege, 4.5-5.6/100-400 mm, Stativ.

 

 



100-400 mm, Stativ.

 

 

    

NP Bayerischer Wald, April, Gebirgsbach Kleine Ohe, 
4.0/17-40 mm, Stativ.

 

 

 

NP Bayerischer Wald, April, Gebirgsbach Kleine Ohe, 
4.0/17-40 mm, Stativ.

 

 

Yellowstone NP, Mai, Mountain Bluebird (Berghüttensänger), 
4.0/500 mm, 2x Konverter, Stativ.

 

 

         

Yellowstone NP, Mai, 17-40 mm, Stativ.

 

 

 

Yellowstone NP, Mai, 70-200 mm + 1,4x Konverter, Stativ.

 

 

Yellowstone NP, Mai, Fischadlerhorst, 4.0/500 mm, 2x Konverter, Stativ.

 

 

Yellowstone NP, Mai, Junge Kojoten, 4.0/500 mm, 2x Konverter, Stativ.

 

 

Paria Canyon, Vermilion Cliffs, Second Wave, Arizona, Juni,
4.0/70-200 mm, Stativ.

 

 

Canyonland NP, Utah, Juni, 4.0/17-40 mm, Stativ.

 

 

Upper Antelope Canyon, Juni, Arizona, 
4.0/70-200 mm, Stativ.

 

 

Lower Antelope Canyon, Juni, Arizona, 4.0/17-40 mm, Stativ.

 

 

Colorado River, bei Page City, Arizona, Juni, 12-24 mm, Stativ.

 

 

Finnland, Juli, Fischadler, 2.8/300 mm, 800 ISO, Bl. 4.0, 1/5000 sek., Stativ.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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