Vier Mann in einem Boot

 

Ein dpa-Bericht für die deutsche Presselandschaft:

'Blende4.com'
Fotografen-Quartett hält 'Wunder der Schöpfung' fest

Von Rolf Liffers, dpa

(dpa/inw).  Naturfotografen sind von Natur aus Einzelgänger . Das gilt für Fritz Pölking aus Greven bei Münster und Willi Rolfes aus dem niedersächsischen Vechta ebenso wie für den Osnabrücker Bernhard Volmer und Jürgen Borris aus Neuhaus im Solling.

'Ganz klar: Im Rudel macht man nur Pferde scheu', sind sich die vielfach preisgekrönten Lichtbildner einig.

Trotzdem haben sie sich in der Arbeitsgemeinschaft 'Blende4.com' zusammengeschlossen - benannt nach der großen Objektivöffnung bei langen Brennweiten. 'Denn es gibt immer wieder Projekte, die man allein nicht verwirklichen kann', sagt Fotografenmeister Pölking (66), 'Klassisches Beispiel war unser Versuch, den dramatischen Moment  beim Eintauchen des Fischadlers ins Wasser festzuhalten. Ohne Teamarbeit wäre da in Schweden nichts gelaufen'.

Trotzdem hat jeder einen 'Fimmel'. Pölking hat mit Engelsgeduld das Familienleben von afrikanischen Leoparden auf Zelluloid gebannt. 39.600 Dias verschoss er in der kenianischen Masai Mara. 'Doch richtig Furore machte eigentlich nur das Bild, auf dem die kleine Beauty ihrer Mutter Paradies ins Gesicht sprang'. Aber darauf kam es dem selbstständigen Fotografen gar nicht an. Er wollte Paradises 'komplette Lebensgeschichte  mit all ihren Kindern und Enkeln' auf die Platte bannen. Zehn Mal musste er hierzu auf den Schwarzen Kontinent fliegen. 'Meine Projekte sind auf Jahre ausgelegt', erläutert der Kosmopolit, der viele Internationale Preise gewann und bereits 1977 BBC-Wildlife Photographer of the Year war. 'Ich will mit den Bildern Geschichten erzählen'.

Lieblingsthema von Willi Rolfes (38) aus dem niedersächsischen Vechta ist das Moor. Im Alltag ist er Sozialpädagoge in Diensten der katholischen Kirche. Entsprechend ist sein Anspruch: 'Ich will die Wunder der Schöpfung darstellen', bringt er seinen Ehrgeiz auf den Punkt. 'Außerdem will ich zum Schutz der Landschaft beitragen'. Auch er braucht viel Geduld. 'Inzwischen kann ich fotografisch 56 Libellenarten nachweisen. Dabei kommt es mir durchaus nicht auf die Vollständigkeit an. Wichtig ist mir die Natürlichkeit der Aufnahme und ihre ästhetisch-emotionale Wirkung. Nie würde ich ein Bild stellen'.

Bernhard Volmer, 44 Jahre alt und selbstständiger Dachdeckermeister, empfindet die Wiedergabe schneller Bewegungsabläufe in freier Wildbahn als besondere Herausforderung. Daher spürt er so gern Fledermäusen nach. Mit Wissenschaftlern der Universität Osnabrück studierte er das Flug- und Jagdverhalten der nachtaktiven Flieger:Zwar hat er  in seiner Freizeit die halbe Welt bereist; Weisskopfseeadlern beim Fischen und Kranichen beim Tanzen zugeschaut: doch der Dümmer See, die norddeutschen Moore und der Teutoburger Wald sind seine Vorzugsreviere geblieben.

Bankkaufmann Jürgen Borris (47) faszinieren speziell einheimische Vögel und Säugetiere in der norddeutschen Waldlandschaft. 'Gute Ergebnisse sind nur zu erzielen, wenn man sich mit einer Tierart und einer Landschaft längere Zeit intensiv auseinander setzt', weiß der gebürtige Bornumer aus Erfahrung. So schaffte er mit viel Einfühlungsvermögen, sich Wildschweine derart vertraut zu machen, dass sie ihn inmitten der Rotte akzeptierten und sich vom ihm fotografieren ließen.

Angeblich hohe Berufsrisiken verweist Pölking, den die Gesellschaft Deutscher Tierfotografen bereits drei Mal zum Naturfotografen des Jahres kürte, ins Reich der Legende. 'Das gefährlichste an der Naturfotografie ist die Reise zum Arbeitsplatz'.'Was uns freut, ist das wachsende Interesse an Tieraufnahmen. 'In den letzten zehn  Jahren boomt es geradezu', berichtet Pölking. Der Hintergrund ist weniger erfreulich: 'Man kann sagen, je weniger Natur es gibt, desto mehr wollen die Menschen darüber wissen (Internet: http://www.blende4.com). 30. Juni 2002.

          

    

Die Bücher von Margot Bickel im Kreuz-Verlag werden exclusiv illustriert
durch die Fotografengruppe Blende4.com.

Der exquisite Bildband 'Wasser' der Fotografengruppe erscheint 
im März 2003 im Tecklenborg Verlag.

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