Fritz Pölking


Die Canon EOS-1 V in der Naturfotografie


Die ersten zehn Jahre in der Naturfotografie arbeitete ich mit deutschen Edixa-Spiegelreflexkameras. Die waren damals hochmodern und an der Spitze des Fortschritts. Sie hatten sogar als erste einen Rückschwingspiegel und einen Schnellspannhebel, wobei heute wahrscheinlich kaum noch jemand weiß, was das ist.
Um 1950/60 löste man aus, dann ging der Spiegel hoch und danach der Verschluß auf und wieder zu, aber der Spiegel blieb oben und das Sucherbild war rabenschwarz. Nun drehte man mit einem Knopf (ähnlich dem Rückspulknopf, den ja sicher noch einige kennen) den Film weiter, spannte gleichzeitig dadurch den Verschluß wieder für die nächste Aufnahme und dann kam auch der Spiegel wieder herunter und man sah wieder etwas. Die Edixa war die erste SLR, bei welcher der Spiegel sofort wieder zurückkam und bei der auch der Filmtransportknopf schon durch einen Schnellspannhebel ersetzt war, den einige vielleicht noch von der Nikon F3 oder der Canon F1 kennen. Zu der Zeit baute die deutsche Kameraindustrie die besten und modernsten Spiegelreflex-Kameras des Weltmarktes.

Allerdings setzte sich dann ziemlich schnell bei der Fotoindustrie in Deutschland die Ansicht durch, daß man nicht bauen wollte was die Fotografen haben möchten, sondern das, was einem selber in den Kram paßte; und wenn die Fotografen das nicht kaufen wollten, dann würde man eben halt die Produktion einstellen und die Fabriken schließen. Was die Fotoindustrie dann auch ziemlich schnell und einhellig tat.

Olympus brachte dann ein sehr schönes, neues SLR-System auf den Markt mit der OM-1 und dann der OM-2. Mit Spiegelvorauslösung, einem sehr hellen Sucherbild und mit ausgezeichneten Objektiven. Damit arbeitete ich auch wiederum so etwa zehn Jahre, bis die Natur meinte, ich sollte mir besser eine Brille kaufen. Das tat ich und war etwas entsetzt, denn plötzlich sah ich im Sucher nur noch das halbe Bild. Olympus meinte aber, daß es sich nicht lohnt, für die 'paar' Brillenträger ein Gehäuse mit einem verbesserten Suchereinblick zu bauen, und dabei blieb man auch konsequent (auch bei der OM-3 und OM-4), bis man das ganze System sterben ließ.

Nikon war da vor 20 Jahren ganz anderer Ansicht und bot neben der normalen F3 für die Brillenträger eine F3-HP an, bei der man aus 25 mm Entfernung vom Suchereinblick aus noch das ganze Sucherbild übersehen konnte, also ideal für Brillenträger. Als Profi ist man ja noch viel mehr auf das bestgeeignete Handwerkszeug angewiesen als ein Amateur. Wenn ein Amateur ein Superbild verpaßt, weil er nicht das bestgeeignete Handwerkszeug für dieses Motiv bei sich hat, so ist das zwar ärgerlich, aber nicht weiter schlimm(?), weil er ja keinen finanziellen Verlust dadurch erleidet, sondern 'nur' einen ideellen. Wenn ein Profi ein Spitzenbild verpaßt, das er vielleicht die nächsten zwanzig Jahre lang jährlich 10-20 mal veröffentlichen könnte, so ist das sehr, sehr schmerzhaft für sein Bankkonto, von dem er ja letztlich lebt. Also wechselte ich zu Nikon. Das dritte Kamerasystem in meinem Berufsleben.

Nikon war damals überhaupt die innovativste Firma auf dem Fotomarkt und daneben diejenige, von der die Spitze in Tokio - welche die Produktentscheidungen traf - ganz genau wußte, was Fotografen brauchten.

Wenn man etwa ein 300 mm Objektiv haben wollte: bitte schön, man konnte damals bei Nikon wählen zwischen einem 2.0/300 mm, einem 2.8/300 mm, einem 4.5/300 mm oder einem 5.6/300 mm. Es sollte ein 400er sein? Kein Problem: es gab ein 2.8/400 mm, ein 3.5/400 mm und ein 5.6/400 mm. 600 mm? Klar, es gab ein leichtes 5.6/600 mm und ein schweres 4.0/600 mm. 800 mm? Bitte, man konnte wählen zwischen einem 5.6/800 mm und einem 8.0/800 mm. Alle natürlich schon vor zwanzig Jahren mit Innenfokussierung, als die Mitbewerber zum Teil noch Teleobjektive lieferten, bei denen man die Schärfe per Schneckengang einstellen mußte, was sehr langsam war und im Winter dazu auch noch sehr schwergängig.

Aber die Zeiten ändern sich und auch die Leute an der Spitze von Fotofirmen - welche die Produktlinien entscheiden - werden ausgewechselt. Die Prioritäten der Firmen ändern sich und auch ihre Zukunftsstrategien.

Daher hatte ich jetzt zur Jahrtausendwende mehr und mehr das Gefühl, daß ein neuerlicher Wechsel ratsam sein würde. Die kürzlich auf den Markt gekommene EOS-1 V und die weiteren Canon Ankündigungen von neuen Objektivgenerationen mit Stabilisatoren, die auch vom Stativ aus arbeiten und Linsen, die Länge und Gewichte der Teleobjektiven um 30 % geringer werden lassen, ließen mich nachdenklich werden.

Was mir außerdem an der neuen EOS-1 V gefiel war das wesentlich verbesserte, hellere Sucherbild und die moderne Spiegelvorauslösung, die mit allen Belichtungsprogrammen arbeitet. Also mit Manuell, Zeit- und Blendenautomatik sowie der Programmautomatik, und wo man nicht den Spiegel manuell hochdrücken muß, sondern wo die Spiegelvorauslösung über ein Softwareprogramm arbeitet und dadurch wesentlich eleganter zu bedienen ist.

Mich wundert prinzipiell überhaupt, daß so wenig Amateur-Naturfotografen die Spiegelvorauslösung einsetzen. Alle, die man irgendwo trifft, betonen immer ganz ausdrücklich, wie wichtig ihnen eine hohe optische Qualität ist, wissen aber anscheinend nicht, wie viel sie davon durch den Spiegelschlag wieder verschenken. Meiner Meinung nach sollte man in der Naturfotografie bei Belichtungszeiten unter 1/125 sek. prinzipiell mit Spiegelvorauslösung arbeiten, wenn es die Zeit gestattet.

Im 'Tal des Todes' bei Las Vegas gibt es leider keinen 
Supermarkt, wo man eine Stehleiter kaufen kann, um
'Des Teufels Kornfeld' etwas von oben
zu fotografieren.

Nun ist ein Kamerakauf nicht so einfach und klar wie der eines Autos. Beim Autokauf haben Sie es einfach: Wenn Sie mit dem Fahrzeug einen Acker pflügen wollen, kaufen Sie einen Trecker. Wenn Sie jede Woche zweimal ganz schnell von Hamburg nach München müssen, kaufen Sie einen Porsche. Wenn es etwas bequemer, aber trotzdem schnell sein soll, einen BMW. Wenn Sie preiswert zur Arbeit wollen, kaufen Sie einen Golf-Diesel. Und wenn Sie zweimal die Woche frische Eier vom Bauern holen, dann ist dies ein schöner Vorwand, sich einen vierradgetriebenen, modischen Geländewagen zuzulegen.

Wenn Sie sich eine Kamera für professionelles Fotografieren zulegen wollen, sieht es wesentlich schlechter aus. Da gibt es die Canon EOS-1 und die Nikon F5. Egal, ob sie Modefotograf sind oder Sportfotograf, ob sie Tiere mit 10 Bilder pro Sekunde oder einen Pilz in 10 Sekunden aufnehmen wollen, ob Sie Pressefotograf sind oder Dokumentarfotograf, ob Sie wissenschaftlich fotografieren möchten oder Kriegberichterstatter sind, für alle gibt es im Kleinbildformat (fast) nur diese beiden Kameras.

Besser wäre es natürlich, es gäbe eine EOS-1 S für Sportfotografen, eine N für Naturfotografen, eine P für Pressefotografen usw. So hat man in ein Gehäuse alles hineingepackt, was irgendeine fotografierende Randgruppe vielleicht mal benötigt, und daher hat die Kamera '500 Individualfunktionen, von denen man manche nur findet, wenn man drei Knöpfe gleichzeitig drückt und sich bis zur 17. Ebene durcharbeitet'.

Es wäre besser, die Kamera würde 'leer' geliefert, und man könnte sie sich von Canon in Willich individuell programmiert liefern lassen. Also auf der Oberseite statt eines Displays mit 840 Funktionen unter drei Ebenen versteckt, sechs große, griffige und benutzerfreundliche Druckschalter oder Tasten, die jeder mit den für ihn wichtigsten Funktionen belegen lassen kann.

Ich würde also einen Knopf belegen zum Umschalten von Zeitautomatik auf manuelle Belichtung, weil dies die beiden einzigen Belichtungsprogramme sind, mit den ich arbeite. Einen zum Zuschalten der Spiegelvorauslösung 1 oder 2. Einen zum Zuschalten der Belichtungsreihenfunktion, eine zum Umschalten von Einzelbild auf 3 Bilder und sechs Bilder pro Sekunde (einmal drücken 3 Bilder, zweimal drücken 6 Bilder) und einen für Nachführ-AF ein und aus. So könnte sich jeder seine ideale Kamera selber gestalten. Das wäre kundenfreundlicher Service, mit dem sich ja immer alle - zumindest in der Werbung - so sehr schmücken.

Hier wird eine endemische Florida-Baumschnecke fotografiert,
die nur noch an wenigen Plätzen in Süd-Florida vorkommt.

Wenn man also heute so eine Kamera für professionelles Arbeiten erwirbt, muß man erst einmal versuchen, sie seinem Metier und seiner Arbeitsweise selber anzupassen.

Sucherscheiben

Zuerst einmal habe ich bei meiner die Sucherscheibe ausgewechselt. Die Standardscheibe der EOS-1 V ist zwar recht gut, die der billigeren EOS-3 aber noch heller und brillanter. Warum? Canon sagt, auf einer dunkleren Sucherscheibe kann man die aktivierten AF-Felder besser erkennen??? Da es mir aber wichtiger ist das Motiv zu erkennen, habe ich diese Scheibe also erst einmal ausgetauscht. Zum Glück passen die Scheiben der EOS-3 auch in die EOS-1, was ja bei unserer Fotoindustrie nicht selbstverständlich ist. Man darf nur nicht vergessen, für die Einstellscheibe EC-N der EOS-3 bei der EOS-1 V die Individualfunktion C.Fn-0 von 1 auf 0 umzustellen, sonst werden die Bilder nicht korrekt belichtet. Die genaue Anweisung hierzu finden Sie in der Bedienungsanleitung der EOS-1 V auf Seite 98.

Die serienmäßige Einstellscheibe EC-N der EOS-3 ist genau 1/2 Blende heller als die Scheibe EC-CIII in der EOS-1 V, und das ist eine ganze Menge

Die Auskunft von Canon zum 'Warum' ist übrigens ganz apart: Wenn das stimmt, dann bevorzugen es die Käufer der EOS-3 ja wohl, das zu fotografierende Motiv deutlich im Sucher zu erkennen, wogegen die Gruppe der EOS-1 Fotografen nicht so viel Wert darauf legt zu sehen, was sie fotografiert, sondern die wollen nur die AF-Felder sehen und nicht so sehr das Motiv...

Belichtungsreihen

Da ich bei allen Nahaufnahmen, Landschaften und statischen Tiermotiven immer mit der Belichtungsreihenfunktion arbeite, also immer drei Dias mache, einmal mit +0.3, einmal mit +/-0 und einmal mit -0.3, programmierte ich diese Funktion natürlich sofort und ärgerte mich wahnsinnig, das sie immer ausging - nach jedem Filmwechsel, jedem Objektivwechsel, jedem Konverterwechsel war sie aus. Ich mußte sie am Anfang 20x pro Tag neu programmieren, bis ich dann Gott sei Dank in den Tiefen der Bedienungsanleitung entdeckte, daß es eine Individualfunktion gibt, mit der man es verhindern kann, daß die Belichtungsreihenfunktion sich immer ausschaltet.

Es ist die Funktion C.Fn 9-1 oder 9-3. Bei 9-1 bleibt die Reihenfunktion immer erhalten, und die Kamera belichtet in der Reihenfolge: richtig, unterbelichtet und dann überbelichtet.

Besser ist man nimmt die Funktion 9-3, denn da belichtet sie in der Reihenfolge: unterbelichtet, richtig, überbelichtet.

Das Ergebnis ist letztlich gleich, aber in der Reihenfolge wie 9-3 belichtet, hat man nachher auf dem Leuchtpult die 3 Dias sofort in der richtigen Reihe. Links das etwas dunklere und rechts das etwas hellere. So kann man in dieser Reihenfolge am besten erkennen, welche Belichtung einem am besten gefällt, wogegen die Reihenfolge 9-1 etwas chaotisch ist.

Wenn Sie bisher nicht immer drei Dias pro Motiv mit abweichender Belichtung fotografieren, dann kann ich Ihnen nur empfehlen, es bei den nächsten zehn Filmen einmal zu versuchen. Sie werden überrascht sein, wie groß der Qualitätsunterschied oft ist bei nur 0.3 Blenden abweichender Belichtung. Man kann solche Feinheiten kaum vorher messen, aber nachher auf dem Leuchtpult sieht man sie deutlich. Alle drei Dias sind oft brauchbar, aber nur eines ist wirklich überzeugend. In 70 % der Fälle ist es das mittlere, aber in 30% der Fälle ist das linke oder rechte doch noch etwas besser belichtet, und dafür lohnt sich sicherlich der Mehraufwand.

Eine 'Traube'  (Cluster) aus Monarchschmetterlingen
im Winterquartier in 3.000 m Höhe
in den Bergen von Mexiko.

Canon EOS-1 V, 4.0/70-200 mm mit 1.4x Konverter,
Aufhellblitz (Man braucht hier eine Genehmigung der Station, um
bei den Schmetterlingen mit Blitz zu arbeiten),
Stativ, Fujichrome Sensia-100.

Aufhellblitzen

Nächstes Problem waren Aufnahmen mit Aufhellblitz, oder Bilder im Nahbereich, wo ich den Blitz hinter das Motiv plaziert einsetzte, um einen sogenannten Lichtkranz um das Motiv zu setzen.

Denn immer, wenn man einen Blitz oder den Infrarot-Blitzauslöser Transmitter ST-E2 aufsetzt und einschaltet, erlischt die Belichtungsreihenfunktion; weil - nach der Canon-Philosophie - dann der Blitz diese Funktion übernehmen soll. Das kann er aber nur als Vollblitz, wenn der Einfluß des Tageslichtes völlig ausgeschaltet wird. Wenn man den Blitz nur ganz schwach nimmt als Aufhellblitz, oder um etwa einen Lichtpunkt ins Auge eines Tieres zu zaubern, dann wirkt natürlich diese 'Blitz-Belichtungsreihenfunktion' nicht. Aber so weit hat man bei Canon leider nicht gedacht. Mit Blitz oder Transmitter gibt es keine Belichtungsreihenfunktion an der Kamera und damit basta.

Um also auch mit der EOS-1 V Belichtungsreihen bei gleichzeitigem Aufhellblitzen machen zu können, muß man mit einem Trick arbeiten: Von HAMA gibt es einen 'Blitzadapter 2:Kabel' Bestellnummer 6952, den man in den Sucherschuh der Kamera schiebt, und darauf den Blitz oder den Transmitter befestigt.. Das etwa 10 cm lange Blitzkabel am HAMA-Adapter steckt man nun an der linken Seite der Kamera in die dortige Buchse, die für Blitzkabelanschlüsse von Studioanlagen vorgesehen ist. Jetzt und auf diesem Wege bleibt die Belichtungsreihenfunktion der Kamera auch bei Blitzaufnahmen erhalten.

Wüstenlandschaft im 'Tal des Todes'

Canon EOS-1 V, 4.0/70-200 mm, Spiegelvorauslösung, Zeitautomatik, Kabel-
auslöser, Sucherokular geschlossen, Stativ, Sensia-100

Spiegelvorauslösung

Als nächstes habe ich dann die Spiegelvorauslösung aktiviert. Es ist die Funktion 12, und in Stellung 12-0 ist sie ausgeschaltet und in 12-1 ist sie eingeschaltet. Sie arbeitet leider nicht mit dem Stabilisator zusammen. Wenn man sie einschaltet, schaltet sich der Stabilisator automatisch aus. Keiner weiß warum. Dies ist wohl der gravierendste Fehler der EOS-1 V und der EOS-3. Denn mit beiden Funktionen gleichzeitig würde man Bilder von unglaublicher Schärfe erhalten. Warum Canon dies nicht gestatten will, ist ziemlich unklar.

Witzig ist dabei, das die alte EOS-1 N es gestattet, Spiegelvorauslösung und Stabilisator gleichzeitig zu benutzen. Wieso heißt da die neue V (Victory?) und nicht die alte?

Diese Spiegelvorauslösung arbeitet so, daß man einmal auslöst und der Spiegel geht hoch, und wenn man dann noch einmal auslöst wird das Bild belichtet und der Spiegel geht wieder herunter. Zwischen Spiegel hochklappen und fotografieren kann man sich bis zu 30 Sekunden Zeit lassen. Wenn man dann noch nicht fotografiert hat, klappt der Spiegel wieder herunter.

Diese Art der Spiegelvorauslösung ist immer dann gut, wenn man nur ein Bild mit Spiegelvorauslösung machen will. Will man mehrere Bilder hintereinander mit Spiegelvorauslösung aufnehmen, ist sie schlecht. Denn für 20 Bilder muß man zwanzigmal den Spiegel hochklappen lassen - das kostet Zeit, ist lästig, gibt Schwingungen und stört auch oft die Tiere, weil diese den hochklappenden Spiegel erkennen und darauf reagieren. Am nachteiligsten ist der Zeitverlust: Wenn ich Minuten warte bei einer Blume, Libelle oder einem Schmetterling, daß der Wind für ein oder zwei Sekunden einschläft, und ich dann in den winzigen, windstillen Moment hinein so viele Aufnahmen wie möglich machen will, will ich nicht fünfmal den Spiegel hochdrücken.

Hier wäre eine zweite, zusätzliche Spiegelvorauslösungs-Funktion sehr von Vorteil. Bei dieser zusätzlichen sollte man den Spiegel nur vor der ersten Aufnahme hochklappen müssen, und er bleibt dann oben, bis man etwa durch einen besonders langen Druck des Auslösers den Spiegel wieder herunterklappt.

Vorteilhaft bei der jetzigen Canon-Spiegelvorauslösung ist, daß sie mit allen Belichtungsprogrammen arbeitet und nicht nur mit 'Manuell'. Man kann sie auch bei Zeit-, Blenden- oder Programmautomatik benutzen.

Ideal wäre folgende Programmierung: 12-0 Spiegelvorauslösung ausgeschaltet. 12-1 mit der ersten Auslösung geht der Spiegel hoch, mit der zweiten Auslösung wird das Bild gemacht und der Spiegel klappt wieder herunter (diese Funktion ist vorhanden). 12-2 mit der ersten Auslösung geht der Spiegel hoch und bleibt für alle folgenden Aufnahmen oben, bis man den Auslöser mindestens eine Sekunde drückt, dann erst klappt der Spiegel wieder herunter (diese Funktion fehlt).

Rauhreif  im Yellowstone Nationalpark

Canon EOS-1 V, 4.5-5.6/100-400 mm, Stativ, Sensia-100

Objektive

Zum neuen System kaufte ich mir fünf Objektive: 3.5-4.5/24-85 mm, 4.0/70-200 mm, 3.5/180 mm, 4.5-5.6/100-400 mm und das 4.0/500 mm mit den beiden Konvertern 1.4x und 2x AF. Somit hatte ich einen Aktionsradius von 24 bis 1.000 mm.

Das 24-85 mm war hauptsächlich für Landschaften vorgesehen, in Verbindung mit dem 70-200. Mit dem Brennweitenbereich 24-200 mm deckt man fast das gesamte Spektrum der Landschaftsfotografie ab. Und zur Not ist ja noch der 1,4x Konverter da.

Für die Tierfotografie sind die beiden Objektive 100-400 mm und 500 mm mit den Konvertern vorgesehen.

Das 180 mm Makro ist für Nahaufnahmen gedacht von Schmetterlingen, Libellen, Pilzen, Wassertropfen, Blättern und ähnlichen Motiven, ebenso wie das 70-200 mit der Canon Vorsatzlinse 500 D.

Anmerkungen:

Zum 4.0/70-200 mm

Naheinstellgrenze:                     ab Filmebene       ca. 120 cm

mit Zwischenring EF-12 bei 100 mm Brennweite   ca. 70 cm

                                          bei 200 mm Brennweite  ca.100 cm

mit Zwischenring EF-25 bei 100 mm Brennweite  ca.  55 cm

                                          bei 200 mm Brennweite   ca. 90 cm

mit Zwischenring EF-37 bei 100 mm Brennweite  ca.  50 cm

                                          bei 200 mm Brennweite  ca.  80 cm

mit Nahlinse 500 D          bei 100 mm Brennweite ca.  55 cm

                                           bei 200 mm Brennweite ca.  60 cm

mit EF-37 und Nahlinse 500 D bei 100 mm            ca .40 cm

                                                     bei 200 mm            ca. 50 cm

Das Nikkor 4.5-5.6/70-180 mm hat eine Naheinstellgrenze von 37 cm ohne Hilfsmittel. Mit Zwischenringen und Nahlinsen sicher bei 20 cm. 
Hier hat Canon Nachholbedarf. Ein 4.0/70-200 mm mit einer Naheinstellgrenze von 40 oder 50 cm wäre ideal. Ansonsten ein sehr angenehmes Objektiv, nicht schwer, durch Blende 4.0 ein helles Sucherbild und ein großer Aktionsradius mit 1.4x Konverter bis 280 mm, und hervorragender Schärfe sogar mit offener Blende. (Siehe das Schmetterlingsfoto, fotografiert mit offener Blende, Konverter 1,4x und AF).

Schneegänse in Bosco del Apache, Neu-Mexiko

Canon EOS-1 V, 4.5-5.6/100-400 mm, Stativ, Sensia-100

100-400 mm

Man sollte dem 4,5-5,6/100-400 mm einen Stabilisator der zweiten Generation spendieren, wie ihn die Objektive 300, 400, 500 und 600 mm haben, der auch vom Stativ aus arbeitet. Eine feste größte Öffnung von 4.0 wäre ebenfalls wünschenswert. So ist es ein Schönwetterobjektiv, mit einem sehr eingeschränkten Aktionsradius in der ernsthaften Naturfotografie. Auch wäre es als Zweiringzoom wesentlich besser. Beim Schiebezoom in diesem Brennweitenbereich ist eine manuelle Einstellung der Schärfe sehr unangenehm. Ich habe mir zum Beispiel angewöhnt - wann immer es möglich ist - statt des 100-400 mm, das 70-200 mm mit 1,4x Konverter zu nehmen, weil man damit wesentlich exakter und angenehmer arbeiten kann.

Aber es kann ja nicht im Sinne von Canon sein, daß man lieber ein Objektiv mit Konverter nimmt, und um das eigentlich von der Brennweite her viel besser geeignete einen großen Bogen macht.

Wahrscheinlich werde ich das 100-400 wieder verkaufen, und durch das neue 4.0/400 mm ersetzen. Es ist von Gewicht und Baulänge her (fast) identisch mit den 100-400, hat aber eine feste größte Öffnung von 4.0, einen Stabilisator, der auch vom Stativ aus arbeitet und ist auch Gott sei Dank kein Schiebezoom, sondern hat eine 'echte' Innenfokussierung für die Scharfeinstellung. 
Das wird überhaupt eine interessante Frage werden, wie man dieses Objektiv einsetzt und welches es ersetzten kann, mit 5.6/560 mm mit 1.4 Konverter und 8.0/800 mm mit 2x Konverter. Wie ist die Qualität mit den neuen Profikonvertern, und welche Vorteile hat man durch die kurze und leichte Bauweise? Ein 800 mm Objektiv von 230 mm Baulänge und 1.900 Gramm Gewicht? Was kann man damit etwa für Flugaufnahmen aus der Hand machen? Mit 800 mm und Stabilisator? Das könnte ganz neue und überraschende Perspektiven ermöglichen.

Arbeiten mit dem schnellen Zweitmotor oder ohne?

Langsam ist immer besser. Je mehr Bilder pro Sekunde, je mehr verreißen die Bilder bei langen Verschlußzeiten durch die sich aufschauckelnden Vibrationen und Schwingungen (das sollten Foto Magazin und Color Foto mal testen).Oft ist nur das erste Bild richtig scharf. Also schnelle Bildfolge nur dann, wenn es wirklich nötig ist, und auch nur mit sehr kurzen Verschlußzeiten.

Was ist besser: Spiegelvorauslösung oder Stabilisator?
Spiegelvorauslösung gibt noch schärfere Bilder als der Stabilisator. Also bei Landschaften und Pflanzen die Spiegelvorauslösung nehmen (halt immer wenn man Zeit hat), und den Stabilisator bei allen Motiven wo es auf Schnelligkeit ankommt.

Schneegänse bei Sonnenaufgang

Canon EOS-1 V, 4.0/70-200 mm, Stativ, Sensia-100

Tolle Möglichkeiten: Eingriff in die Zeitautomatik durch Rad.

Eine ganz fantastische Sache ist die Möglichkeit, die Belichtung bei Zeitautomatik zu shiften, also zu verschieben. Bisher mußte man ja immer mit der plus/minus-Funktion eingreifen, wenn man bei Zeitautomatik ein heller oder dunkler belichtetes Dia haben wollte, was zeitaufwendig war.
Jetzt dreht man einfach am vorderen oder hinteren Einstellrad - je nachdem ob man Zeit oder Blende verändern will  und kann - bei vom mittleren Grauwert abweichenden Motiven - blitzschnell eine Belichtungsverschiebung vornehmen. Eine fantastische neue Möglichkeit für Naturfotografen.

Wie arbeiten mit AF?

Ich bin kein großer Autofokus-Benutzer. Nur in Afrika arbeite ich mit ihm sehr viel, weil man da oft blitzschnell reagieren muß wenn der Wagen zum Stehen kommt, aber ansonsten bewegt sich mein Anteil an AF-Aufnahmen so um die 10-20 %.

Bei Canon hat man den Technikern 'die Pferde durchgehen lassen', ohne sie durch Praktiker oder Fotografen zu bremsen, und so haben sie in allen AF-Möglichkeiten - die nur eben machbar sind - geschwelgt, ohne Rücksicht auf den Nutzen und die Praktikabilität. Hier ist das einfachere AF-System der Nikon F-100 wesentlich praxisgerechter.

Für meine Zwecke habe ich folgende Einstellungen für die sinnvollsten gehalten: Für alle Standardmotive nehme ich die AF-Automatik - also alle 42 Felder arbeiten, mit der Individualfunktion 4-2 permanent eingeschaltet.

Dann braucht man nur den Sternknopf gedrückt zu halten, wenn man ein Motiv außerhalb des großen AF-Feldes hat und kann die Schärfe dorthin verlegen, wenn es ganz schnell gehen muß.

Es gibt noch viele andere Möglichkeiten AF zu programmieren, etwa 11-2, dann muß man nichts drücken und kann nur mit dem Daumenrad blitzschnell den AF-Punkt verlegen. Für mich ist dies aber nicht gut, weil ich dann mit dem Daumenrad nicht mehr die Blende einstellen kann.

Wer viel Aktionsfotografie betreibt mit Programmautomatik, der ist mit den Individualfunktionen 11-2 und 8-3 sicher gut bedient.

Meine Arbeitsweise ist Manuell und Zeitautomatik, wobei man bei beiden sehr schön Zeit und Blende verändern kann: Zeit mit dem vorderen Einstellrad und Blende mit dem Daumenrad.

Macke

Warum kann man mit der EOS-1 V sechsunddreißig Fotos machen, wenn kein Film eingelegt ist? Die Nikon F4 war vor 15 Jahren technisch schon so weit, dies zu verhindern.

Fotografieren ohne Film wäre auch bei der EOS-1 V ganz leicht durch einen Softwarebefehl zu verhindern. Canon könnte das, will aber nicht. Canon liefert zwar mit der EOS-1 V eine der teuersten Spiegelreflexkameras der Welt, aber wenn man verhindern will, versehentlich ohne eingelegten Film zu fotografieren, dann muß man ein Verbindungskabel und die Linksoftware von Canon zusätzlich kaufen, und die entsprechende Programmierung für DM 449,-selber vornehmen. Da kommt Freude auf. Das man bei so einer superteuren Profikamera noch einmal viel Geld ausgeben und viel Programmierzeit investieren muß, um auf den Stand der seit 15 Jahren möglichen Technik zu kommen, ist schon ein starkes Stück. Ab Werk programmiert würde es einen Pfennig kosten statt 449.- DM.

Ohne sichtbaren Horizont ist es schwierig, die Kamera exakt 
waagerecht auszurichten. Da hilft eine Wasserwaage im Sucherschuh.

Qualität

Meiner Ansicht nach werden bei der Qualität den falschen Gesichtpunkten oft zu viel Beachtung gespendet: Etwa ob der AF einen bestimmten Weg in 0.03 oder in 0.04 Sekunden zurücklegt, oder ob ein Objektiv in den Ecken 127 Linien pro Millimeter auflöst oder 132. Das ist alles in der praktischen Arbeit ziemlich bedeutungslos.

Egal ob Olympus, Canon, Nikon, Pentax oder Minolta, die mechanischen und die optischen Qualitäten dieser Markenerzeugnisse sind (von Ausreißern abgesehen) praktisch immer mehr als ausreichend. Wenn Sie in 'National Geographic' oder 'GEO' blättern, werden Sie keine Aufnahme finden bei der Sie sagen: Dieses Bild ist technisch so gut und so perfekt, das kann nur mit einem Objektiv der Firma XYZ gemacht worden sein. Alle Bilder können mit allen Markenobjektiven aufgenommen worden sein.

Es gibt viel wichtigere Dinge, auf die Sie beim Kauf achten sollten, Ihren spezifischen Wünschen entsprechend.

1. Wollen Sie einen Sucher der 100% des Bildes zeigt, oder ist es Ihnen egal, wenn er nur 82 % zeigt?

2. Arbeiten Sie viel mit der Spiegelvorauslösung oder überhaupt nicht? Wenn ja, sollten Sie ausprobieren bevor Sie kaufen, wie sie mit der dieser von Ihnen ins Auge gefaßten speziellen Kamera zurechtkommen.

3. Überprüfen Sie oft die Tiefenschärfe? Dann sollte die Kamera eine Tiefenschärfe-Kontrollmöglichkeit haben, also einen Knopf den Sie drücken können, um dann bei dunklerem Sucherbild durch die simulierte Arbeitsblende erkennen zu können, bis wohin die Tiefenschärfe reicht, und ob nicht bei der Blende der Hintergrund viel zu unruhig wird.

4. Möchten Sie gerne ein helles, brillantes Sucherbild?

5. Wie schwer ist die Kamera? Kann ich den Motor abnehmen?

6. Hat Sie einen Okularverschluß? Brauche ich den oder belichte ich nur mit manueller Einstellung? Arbeite ich viel mit Kabelauslöser oder decke ich immer den Suchereinblick mit meinem Kopf gegen Lichteinfall ab?

7. Hat der Suchereinblick einen Dioptrinausgleich eingebaut oder gibt es ihn für das Modell nur als zusätzlich aufschraubbare Linse (schlecht). Wenn Sie 20 sind, können Sie diesen Punkt vernachlässigen. Ab 40 sollten Sie darauf achten.

8. Bleibt beim Zoomobjektiv die Schärfe auch ohne AF erhalten, wenn ich die Brennweite verändere, oder muß ich dauernd manuell nachfokussieren?

Fachgespräche unter Naturfotografen.

Ich zum Beispiel würde lieber mit der leichten EOS-3 fotografieren als mit der schweren EOS-1 V. Aber die EOS-3 hat keinen 100%-Sucher, keinen Dioptrienausgleich und keinen Sucherokularverschluß, und deshalb muß ich halt die EOS-1 V nehmen.

Man darf nicht vergessen: In Fotozeitschriften wird immer nur getestet, was man technich leicht überprüfen und nachprüfen kann. Ob die Kamera praxisgerecht gebaut und für Ihre Zwecke sinnvoll ist, müssen Sie selber herausfinden.

Machen Sie sich eine Liste was Sie gerne hätten, was Sie unbedingt benötigen und worauf Sie vielleicht verzichten können. Dann gehen Sie zu Ihrem Fotohändler und überprüfen die in Frage kommenden Kameras und Objektive daraufhin, welche Ihren Vorstellungen am nächsten kommt.

Wenn es etwas Zeit hat, sind Lünen (GDT-Festival) oder Köln (Photokina) dafür besser geeignet, weil der Fotohändler natürlich nicht alles vorrätig haben kann.

Gegenwart

Meine Ausrüstung wird vorläufig die EOS-1 V sein mit einem EOS-3 Gehäuse als Reserve, und folgenden Objektiven:

3.5-4.5/20-35 mm

3.5-4.5/24-85 mm

4.0/70-200 mm

3.5/180 mm.

4.5-5.6/100-400 mm. (Werde ich wahrscheinlich im Sommer 2001 ersetzen durch das 4.0/400 mm)

4.0/500 mm mit den Konvertern 1.4x und 2.0x.

Damit decke ich einen Brennweitenbereich von 20 mm bis 1.000 mm ab, und das sollte für 99 % der Motive reichen.

Meine persönlichen Einstellungen an der EOS-1 V

Folgende Individualfunktionen sind bei meiner EOS-1 permanent programmiert:

C.Fn-0-0. Für die helle Sucherscheibe aus der EOS-3.

C.Fn-4-2. Dann blockiert AF, wenn man den Sternknopf drückt.

C.Fn-9-3. Dann bleibt die Reihenbelichtung erhalten, wenn man ein Objektiv oder den Film wechselt.

C.Fn.-12. Jetzt kann man die Spiegelvorauslösung zu- oder abschalten.

Wenn keine Stehleiter aufzutreiben ist,
um des 'Teufels Golfplatz' im Tal des Todes adäquat abzulichten,
hilft zur Not auch der Hocker aus dem Hotelzimmer.

Zukunft

Meine Hoffnung ist, daß es spätestens 2002/2003 ein neues 500er gibt mit 30 % weniger Gewicht und 30 % kürzer gebaut. Also statt 3.8 kg nur noch 2.5 kg und statt 39 cm Länge nur noch 27 cm. Das ist ein ideales Teleobjektiv für Naturfotografen die oft fliegen müssen, und denen die vermehrten Gewichtsrestriktionen und die neuen Filmvernichtungsscanner immer mehr Probleme machen, und die dadurch deutlich entlastet werden.

Ob und wann es kommt hängt wohl erstens davon ab, wie das neue 4.0/400 mm mit den neuen Linsen einschlägt, vom Verkauf her und der Qualität. Und es liegt auch an uns Natur- und Sportfotografen. Wenn wir ab sofort die 'überholten' 300-600er Tele nicht mehr abnehmen, wird es noch schneller kommen. Denn eine Firma hält erfahrungsgemäß Neuentwicklungen zurück so lange es eben geht. Je länger man ein Produkt unverändert verkaufen kann, je mehr verdient man daran. Eine Firma kommt mit Neuigkeiten nur dann schnell, wenn die alten Sachen nicht mehr gekauft werden oder wenn Sie sich durch die Neuentwicklung einen großen Vorsprung vor der Konkurrenz verspricht. Hoffen wir, das bei Canon in Bezug auf die neue Generation von Teleobjektiven beides der Fall ist.

In Bezug auf die neue Objektivgeneration von Canon - mit neuen Linsen, neuen, leichteren Materialien und Stabilisatoren der zweiten Generation, die auch vom Stativ aus arbeiten - könnte ich mir vom Fotografenstandpunkt aus folgende drei ideale Entwicklungslinien vorstellen:

Festbrennweiten:

4.0/300 mm, Länge 15 cm, Gewicht  0.8 kg,

4.0/400 mm, Länge 23 cm, Gewicht  1.9 kg.

4.0/500 mm, Länge 27 cm, Gewicht  2.5 kg.

4.0/600 mm, Länge 30 cm,  Gewicht  3.5 kg,

*

2.8/300 mm, Länge 15 cm, Gewicht  1.6 kg

2.8/400 mm, Länge 25 cm, Gewicht  3.5 kg

2.8/500 mm, Länge 30 cm, Gewicht  4.5 kg

2.8/600 mm, Länge 35 cm, Gewicht  6.0 kg

*

Zoom:

4.0/100-400 mm, Länge 25 cm, Gewicht  2.0 kg

4.0/150-500 mm, Länge 30 cm, Gewicht  3.5 kg

4.5/200-600 mm,  Länge 35 cm, Gewicht  4.0 kg

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Fazit: Die Zukunft der Naturfotografie mit ihren technischen, bildmäßigen und fotografischen Möglichkeiten scheint großartiger zu werden, als wir es uns jemals zu erträumen wagten....

Wüstenlandschaft im Tal des Todes, zwei Stunden mit dem
Mietwagen von Las Vegas entfernt

Canon EOS-1 V, 4.0/70-200 mm, Spiegelvorauslösung, Zeitautomatik, Kabel-
auslöser, Sucherokular geschlossen, Gitzo Carbonstativ G-1349 
mit Kirk Kugelkopf BH-2, Ektachrome-100 VS.

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Absender: HMandt@t-online.de Datum: 27. März 2001 14:39

 Betreff: Die Canon EOS-1 V in der Naturfotografie

Hallo Herr Pölking, einfach super Ihre objektive Analyse über die Canon EOS 1V! Ich bin selber seit längerem im Besitz einer Canon EOS 3 und war daher sehr gespannt wie Sie Ihre neue Ausrüstung nach Ihrem ersten großen Feldeinsatz beurteilen. Über einige von Ihnen aufgeführten berechtigten "Mängel" war ich sogar sehr überrascht. Es ist für jeden (Amateur)-Fotografen immer sehr ärgerlich, erst draussen im Feld festzustellen zu müssen, welche Fehler, bzw. Fehlfunktionen seine Kamera noch so hat. Insoweit sind Informationen und Tips aus der täglichen Praxis von Ihnen immer sehr hilfreich. Als DV-Spezialist stimme ich Ihnen zu, dass es technisch gesehen eigentlich überhaupt kein Problem sein dürfte, die von Ihnen beschriebenen Fehlfunktionen nachträglich mittels eines SW-Upgrades zu korrigieren.

Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob die Hersteller-Industrie überhaupt von den speziellen Bedürfnissen, Anforderungen und Verbesserungsvorschläge der Anwender so detailliert Bescheid weiss. Meiner Meinung nach haben Profis wie Sie, einen weit größeren Einfluss als Sie vermutlich glauben. Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr Wechsel von Nikon zu Canon sehr wohl von einigen wichtigen Personen verfolgt worden ist. Und es ist mit Sicherheit im Interesse des "jeweiligen" Herstellers, dass ein weltweit populärer Fotograf wie Sie weiterhin "Ihr" Produkt einsetzt.

Ich glaube, wenn Sie sich an den "richtigen" Ansprechpartner beim Hersteller wenden, Sie sehr viel zur Produktverbesserung beitragen können und auch werden. Vermutlich ist es allerdings sehr schwer überhaupt den "Richtigen" zu finden. Es würde mich doch sehr verwundern, wenn die Industrie sich gänzlich vor Verbesserungsvorschläge verschliesst. Zumal dies den entscheidenden Vorsprung zur jeweiligen Konkurrenz bedeuten kann. Der Kunde ist letztendlich der Arbeitgeber! Sie hatten mir übrigends letzten Oktober den Tip zum Vorblitz mit dem Hama Blitzadapter 2 via EMail zukommen lassen. Über die schnelle Antwort möchte ich mich auf diesem Weg nachträglich noch recht herzlich bedanken.

Mit freundlichen Grüßen Hans-Ulrich Mandt

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  Frank.Burchett@gmx.de Datum: 29. März 2001 20:36

 Betreff: EOS 1V

Hallo Herr Pölking, in regelmäßigen Abständen sehe ich neugierig in Ihr Internetbuch in der Erwartung, daß sich etwas getan hat. Heute war ich sehr positiv überrascht: Der neue Artikel über die Canon EOS 1V ist eine interessante Lektüre - besonders für einen 1N -Fotografen. Sie haben eine umfassende Analyse aller Eigenschaften der aktuellen Profikamera durchgeführt.

Die Erkenntnisse, die Sie dabei gewonnen haben, führen für mich persönlich zu dem Ergebnis, daß ich mit meiner 5 Jahre alten EOS 1N HS bestens bedient bin. Ein "Aufstieg" zur neuen EOS 1V würde keine nennenswerten Verbesserungen mit sich führen. Volle Zustimmung gebe ich Ihnen bezüglich der Wunschliste zur Belegung der Bedienknöpfe. Manchmal ärgere ich mich schon, immer die seitliche Klappe für das Aktivieren der Spiegelvorauslösung oder die Einstellung der Aufnahmefrequenz öffnen zu müssen. Interessant sind auch die Betrachtungen zum leidigen Thema Objektivauswahl. Im Ergebnis des Berichtes habe ich das 4.5-5.6/100-400 mm von meiner Wunschliste gestrichen.

Aber das 4,0/70-200 scheint ja ein lohnenswertes Objektiv zu sein. Die langen Brennweiten kommen für mich aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Sehr geehrter Herr Pölking, schreiben Sie bitte weiter an Ihrem Internetbuch.
Gut Licht wünscht Frank Burchett aus Waren (Müritz)

Frank.Burchett@gmx.de Datum: 30. März 2001 06:23

 Hallo Herr Pölking, nachdem ich noch mal richtig nachgedacht habe, sind mir noch zwei Sachen eingefallen.

1. Im Display der EOS 1N wird nicht angezeigt, ob die Spiegelvorauslösung aktiv ist. Es ist mir schon einmal passiert, daß ich die Kamera für eine Aufnahme aus der Tasche nahm, auslöste und plötzlich wurde alles dunkel. Zuerst habe ich gedacht, daß jetzt die Kamera kaputt ist. Dann habe ich die Kamera aus- und wieder eingeschaltet. Nun war wieder alles normal. Beim nächsten Fotoversuch wurde es wieder dunkel. Erst jetzt viel mir ein, daß ich ja am Vortag die Kamera zuletzt mit Spiegelvorauslösung benutzt habe. Ein kleines Symbol im Display würde hier weiterhelfen.

2. Um bei Makroaufnahmen ungewöhnliche Perspektiven zu erreichen, drehe ich oft die Stativsäule um und schiebe die Kamera bis kurz über die Erdoberfläche. (siehe http://www.mueritzfoto.de/burchett/index.html mittleres Foto)Jetzt fehlen alle Informationen aus dem Display. Ich habe zwar auch einen Winkelsucher, aber eine Kabelfernauslöser mit Display und Einstellrad wäre hier eine echte Hilfe.

Mit freundlichen Grüßen Frank Burchett aus Waren (Müritz)

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E-Mail: W.Wisniewski@t-online.de

Waltrop, 02.04.2001

Lieber Fritz,

ich habe Deine intensive Auseinandersetzung mit der Canon EOS-1V auf Deiner Internetseite gelesen und bin beeindruckt von Deiner fundamentalen und umfänglichen Analyse. Das einzige andere in Frage kommende Kamerasystem ist ja auch gut. Doch folgende Punkte sprechen eindeutig für Canon:

helles Sucherbild

Spiegelvorauslösung (meinetwegen)

Image stabilizing

neue Objektive mit Beugegliedtechnik und 30 % Gewichtsersparnis

Zumindest bei den Punkten 2-4 ist Nikon soweit zurück, dass es schwer fällt, an ein Aufholen vor Eintritt der digitalen Ära (und auch danach) zu glauben.

Dabei hat es meiner Ansicht nach keinen Sinn, auf das Profi-Modell EOS 1V zu verzichten. Zwar hat die EOS 3 eine hellere Suchermattscheibe, aber die kann man sich für die 1V ja besorgen, wie Du es beschrieben hast (und ich es ebenfalls schon beim Kauf der Kamera getan habe). Die EOS 3 ist nach meinen Praxiserfahrungen aber nicht robust genug und klingt außerdem fürchterlich laut und scheppernd und verjagt deswegen viele Tiere. Um es genau zu sagen: Ein Schwachpunkt ist eindeutig der kleine Metallstift für die Objektivfixierung am Kamerabajonett. Bei Arbeiten im Staub verklemmt dieser Nippel regelmäßig, und das Objektiv wird nicht an der Kamera gehalten und kann abfallen.

Bei mir stehen teils dieselben, teils ganz andere Probleme mit dieser Kamera im Vordergrund. Das hängt offensichtlich damit zusammen, dass ich überwiegend mit langen Brennweiten und hoher Motorfrequenz arbeite.

Autofokus bei schneller Motorfrequenz

Dies ist der ganz große Schwachpunkt der EOS 1V. Bei schneller Motorfrequenz ( 9 Bilder pro Sekunde) und Nachführautofokus habe ich jede Menge unscharfer, wie verwackelt aussehende Bilder produziert. Anders ausgedrückt, mit dem schnellen Motor der schnellsten Kleinbildkamera der Welt konnte man nur langsam photographieren, wenn man scharfe Bilder haben wollte. Übertragen auf die Motorwelt bedeutet das: Man kann kauft ein Auto, das 250 km/h fährt, muss aber bei 175 km/h das Gas wegnehmen, weil sonst die ganze Kiste so sehr rappelt, dass sie von der Straße fliegt.

Es hat fast ein Jahr gebraucht, bis Canon eine Lösung anbieten konnte. Seit der letzten Woche kann man die Kamera im Werk so programmieren lassen, dass der Fehler angeblich behoben ist. Ich werde das in der nächsten Woche in Spanien überprüfen.

         2. Spiegelvorauslösung

Zunächst einmal wollen wir uns freuen, dass wir sie haben! Dass sie nicht mit Stabilizer funktioniert, ist sehr traurig. Doch die ganze Diskussion wäre schlagartig beendet, wenn Canon eine 1V-Version mit feststehendem Spiegel liefern könnte. Dann brauchte man überhaupt keine Spiegelvorauslösung, und der Image Stabilizer würde weiter funktionieren (und bei schnellem Motorbetrieb könnte man immer im Sucher sehen, was man photographiert!). Diese Kamera muss kommen. Und mit Blick auf die Ankündigung eines Velvia mit 100 ASA in nächster Zukunft kann die Tatsache, dass ein feststehender Spiegel 2/3 Blende schluckt, den Stativprofi doch überhaupt nicht mehr schrecken.

Objektive

Hier habe ich eindeutige Maxime: Die optisch besten und lichtstärksten Objektive sind für mich die besten. Also arbeite ich mit 17-35/2.8, 300/2.8, 70-200/2.8 etc... Eine Ausnahme gestatte ich mir beim 100-400/4.5-5.6. Diese Objektiv ist besser als sein Ruf. Es ist das einzige brauchbare Tele-Zoom dieses Brennweitenbereichs. Und laut Mitteilung von Canon soll man die neuesten Ausgaben der Objektive auch für Aufnahmen vom Stativ verwenden können. Prüf; das mal. Ansonsten sollten wir die Bitte um ein 200-600/4,5 weiterhin täglich in unser Nachtgebet einschließen.

Weiter alles Gute, und mit dem spanischen Photographengruß „buenos dias",

beste Grüße aus dem Ruhrgebiet

Winni

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