Plugged or Unplugged?

Im Yosemite Nationalpark traf ich einen Fotografen, der mit  einem Filter arbeitete, der die Farben immer verändert, wenn man ihn wie einen Polfilter dreht. Ich lieh mir den Filter aus, und machte die oben stehenden Bilder. Wie soll man das nennen, Naturfotografie oder Spielfotografie? Oben links die Wirklichkeit.

Das witzigste Foto mit einem Filter fotografiert, das ich je miterleben durfte, entstand in Alaska:

Es war an einem Morgen im Katmai Nationalpark, als ich bei anbrechendem Tageslicht am Ufer stand und nach einem Motiv Ausschau hielt.

 Es war ein trüber und wolkenverhangener Tag. Der Sand war grau, das Wasser war grau und der Himmel war grau, und ich sagte zu mir: Bei dem Wetter kann hier kein Naturfotograf der Welt auch nur ein einigermaßen akzeptables Foto machen.

Da kam ein Naturfotograf mit Stativ und baute es am Strand auf, setzte eine Kamera darauf – anscheinend mit Weitwinkel – und ich wurde doch jetzt sehr neugierig, was der da wohl bei dem Mistwetter fotografieren wollte, und schlenderte näher.

Der Fotograf hatte jetzt aufgebaut, ging zwanzig Meter zurück zur so etwa 1x3 Meter großen Holztafel ‚Katmai Nationalpark‘, und – nahm die darunter liegenden zwei Geweihe und trug sie zum Strand.

Dort legte er sie schön malerisch halb auf den Sand und halb ins Wasser, holte einen Filter aus dem Lowepro und fing an zu fotografieren. Wie ich sehen konnte, war es ein halb blaues und halb rotes Filter.

Als er fertig war, bat ich ihn mal durch den Sucher sehen zu dürfen, und was ich dort sah, haute mich praktisch vom Hocker (wenn einer dort gewesen wäre). Es war ein unglaubliches Bild:

Das Wasser war plötzlich tiefblau, der Himmel im Morgenrot erstrahlend, und als Silhouetten zwei malerisch genau richtig an der Wasserkante (halb im Sand und halb im Wasser)  'von den Tieren abgeworfene' Geweihe.

Ein Bild, das in jedem Bildband über Alaska für Furore sorgen würde, das aber -eigentlich- überhaupt nicht existierte, und nur suggerierte, es hätte einen tollen Sonnenaufgang gegeben mit tiefblauem Wasser und einfach so an der Wasserkante als Silhouetten herumliegenden Geweihen. Ein Potemkisches Dorf? Naturfotografie?

Die Zeitschrift 'NATIONAL GEOGRAPHIC' hat mal für ihre Fotografen die Parole ausgegeben: 'Anteilnehmen, aber nicht eingreifen'. Das könnte auch eine schöne Richtschnur für Naturfotografie sein.

Die beiden Geweihe dort wo sie eigentlich hingehören, 
und wo sie der Fotograf nach den Aufnahmen
 auch schön brav wieder hinbrachte.

 

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