Viele Jahre
folgte ich in Kenia einer Leopardenmutter mit meiner Kamera. Dabei
konnte ich alle ihre Kinder fotografieren, die sie im Laufe der Jahre
bekam.
Mein Lieblingsbild unter den vielen, die mir von dieser Familie
gelangen, ist ohne Zweifel dieses Foto, wo die erste Tochter - die wir
Beauty tauften - der Mutter ins Gesicht springt.
Was hier zwischen Mutter und Tochter vor sich geht,
kann nur die Kamera erfassen, und nur die Naturfotografie kann uns
solche vollkommenen Momente des Lebens schenken und sichtbar machen.
Kein Blick und kein Gedanke kann dies erfassen. Nur die Kamera ist
schnell genug.
Jeder der selber Katzen hat und sich mit ihrem
Verhalten auskennt, wird dieses Bild mit großem Vergnügen betrachten.
Denn die Tochter greift keineswegs die Mutter an.
Sie attackiert zwar
deutlich sichtbar mit offenem Maul, mit drohenden Reißzähnen und
gewaltig gesträubten Schnurrhaaren, aber gleichzeitig hat sie die Ohren
auf höchste Demutsstellung gedreht, und erklärt dadurch den Angriff zu
einer Nullnummer.
Die Leopardenmama weiß dies natürlich, was man
daran sehen kann, dass sie die Ohren auf freundlich und den Schnurrbart
auf behaglich gestellt hat. Und ihr Blick läßt sich deuten mit: Kind -
geht es nicht etwas weniger wild?
(Siehe auch 'Bulletin-77' und im
Werkstattbuch-2: 'Entdecke die Möglichkeiten').
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