17.9.2004

Fritz Pölking

Christliche Arbeitszeiten..

Lower Antelope Canyon (Arizona, USA)

Canon EOS 1 D Mark II, 3.5-4.5/24-85  mm auf 32 mm, ISO 100,
 Blende 14, 1,6 Sek., Stativ.

Wenn man Leoparden in Afrika fotografieren will, ist das ganz einfach: Leoparde sind unterwegs in der Morgendämmerung zwischen 5.30 und 6.30 Uhr, oder kurz vor Dunkelheit um 18.30.

Pinguine in der Antarktis kann man den ganzen Tag über fotografieren - dafür ist es aber eiskalt und es weht ein schneidender Wind.

Für Schneeleoparden in der Mongolei muss man am Rande der Gobi-Wüste im Altai-Gebirge sechs Wochen lang in einer Jurte zelten, am Boden liegend schlafen und sich von Ziegenmilch und gekochten Schafsbeinen ernähren.

Alles was man fotografieren will oder muss, findet entweder unmenschlich früh statt oder unter Bedingungen die unerfreulich sind, oder in Gegenden, wo kein vernünftiger Mensch freiwillig hinfährt oder hinfliegt.

Ich kenne auf der ganzen Welt nur ein Motiv, wo der Beruf richtig Spaß macht: den Upper und den Lower Antelope Canyon bei Page City in Arizona.

Da kann man die besten Fotos zwischen 11.oo und 14.oo Uhr machen, wenn die Sonne fast senkrecht steht und es - draussen - sehr heiß ist.

Man schläft bis 9.00 Uhr, frühstückt in aller Ruhe eine menschenwürdige Mahlzeit aus Rühreiern, gebratenen Speckstreifen (gesund) und Frühstückskartoffeln, mit einem Kaffee und einem echten Orangensaft, liest die Zeitung in aller Ruhe und fährt dann um 10.40 in einem bequemen Mietwagen (mit Klimaanlage selbstverständlich) die 10 Minuten vom Hotel zum Canyon.

Da drinnen ist es nicht heiß sondern angenehm, es regnet nicht, es schneit nicht, es herrscht kein Wind, und - man hat alle Zeit der Welt ganz bequem und in Ruhe vom Stativ aus seine Fotos zu machen - herrlich. Und um 14.00 Uhr hat  man Feierabend.

Wenigstens einmal im Leben vernünftige Arbeitsbedingungen, mit denen jede Gewerkschaft einverstanden wäre.

Als nächstes muss man dann wieder Libellen im Morgentau fotografieren, und dazu um 5.00 Uhr aufstehen, im feuchten Gras auf dem Moorboden herumliegen, mit Wind und Belichtungszeiten von 1/8 Sekunde kämpfen usw. usw.

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