5.Juni.2006

Auflage: 5 Millionen Exemplare
Heft 20/2006 

 

Faszination des Augenblicks

'Kameras machen keine Bilder, die entstehen im Kopf.' Fritz Pölking (70) sagt das. Und der Mann weiß, wovon er spricht. Schließlich ist der Westfale aus Greven seit Jahrzehnten erfolgreich in aller Welt als Fotograf unterwegs und mit allen Techniken vertraut. Früher badete er seine Filme in Entwickler, heute bekommen seine Bilder am PC den letzten Schliff. Vor allem weil er auch die alten Fototechniken und die damit verbundenen Mühen kennt, ist Pölking zum Fan der Digitalfotografie geworden. 

„Endlich ist der Fotograf wirklich frei beim Fotografieren und der Bildbearbeitung. Er hat den ganzen Vorgang vom Druck auf den Auslöser bis zum Papierabzug in seiner Hand", lobt er die neue Technik, die trotz rasanter Entwicklung in den Kinderschuhen steckt. „Wir sind auf der Höhe des T-Modells von Henry Ford", sagt Pölking.

Da darf man auf die Zukunft gespannt sein. Denn schon heute haben digitale Bilder eine hervorragende Qualität. Ganz gleich ob sie mit der Einsteigerkamera für 200 Euro oder dem Profigerät für 8000 Euro geschossen wurden. Mit der kommenden 4-Megapixel-Generation (Präsentation wahrscheinlich auf der Photokina Ende September) wird auch die Handy-Fotografie erwachsen. „Das Foto vom Strand kann per E-Mail ans Hotel geschickt werden. Abends liegen die Abzüge im Fach", beschreibt Pölking die Zukunft der Schnappschuss-Fotografie. „Das Fotohandy wird die Billig-Digitalkamera verdrängen."

Pölkings Leidenschaft ist eine andere. Als Naturfotograf und Autor hat er sich einen Namen gemacht und empfiehlt seinen Beruf allen als Hobby, die der selbstbestimmten Faszination des Augenblicks erliegen wollen. Der freche Vogel, der in Ostafrika einem Büffel auf der Nase herumtanzt, bizarre Felsformationen in Kalifornien, der Morgentau auf den Blumen im Garten oder das reiche Farbspiel eines Herbstblattes - wer mit offenen Augen durch die Natur geht,  findet eine Fülle von Motiven. Vor der Haustür genau so wie in der Antarktis.

Um die Schönheit unserer Welt auf Chip und Festplatte zu bannen, empfiehlt Pölking folgende Ausrüstung:

Eine digitale Spiegelreflexkamera mit einem Makro-Objektiv (100 mmBrennweite) für Nahaufnahmen, ein Zoom-Objektiv mit 24 bis 85 mm Brennweite für Landschaftsaufnahmen und für Tierfotos ein Telezoom mit  100 bis 400 mm. Die Kosten einer solchen soliden Ausrüstung liegen zwischen IOOO und 2000 Euro.

Ebenso wichtig wie eine gute Kamera ist übrigens das Stativ. „Aus der Hand wird geknipst, vom Stativ fotografiert", bringt Pälking eine Fotografenregel auf den Punkt. Der Grund, nur wer in Ruhe Bildausschnitt, Tiefenschärfe und Brennweite beim Blick durch den Sucher komponieren kann, dem gelingen gute Bilder. Schließlich ist der Kopf für tolle Fotos verantwortlich, wie eingangs erwähnt.

Und noch einen Grundsatz hat Pölking parat; „Bringen Sie nie mehr aufs Bild als nötig. Eliminieren Sie durch zoomen oder eine längere Brennweite alles, was nicht zum Motiv gehört. Geschwätzige Bilder sind langweilig."   (hü)

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