Faszination
des Augenblicks
'Kameras machen keine Bilder, die entstehen im Kopf.'
Fritz Pölking (70) sagt das. Und der Mann weiß, wovon
er spricht. Schließlich ist der Westfale aus Greven
seit Jahrzehnten erfolgreich in aller Welt als Fotograf
unterwegs und mit allen Techniken vertraut. Früher
badete er seine Filme in Entwickler, heute bekommen
seine Bilder am PC den letzten
Schliff. Vor allem weil er auch die alten
Fototechniken und die damit verbundenen Mühen kennt,
ist Pölking zum Fan der Digitalfotografie geworden.
„Endlich
ist der Fotograf wirklich frei beim Fotografieren und der Bildbearbeitung.
Er hat den ganzen Vorgang vom Druck auf den Auslöser
bis zum Papierabzug in seiner Hand", lobt er die
neue Technik, die trotz rasanter Entwicklung in den
Kinderschuhen steckt. „Wir sind auf der Höhe des
T-Modells von Henry Ford", sagt Pölking.
Da darf man auf die Zukunft gespannt sein. Denn schon
heute haben digitale Bilder eine hervorragende
Qualität. Ganz gleich ob sie mit der Einsteigerkamera
für 200 Euro oder dem Profigerät für 8000 Euro
geschossen wurden. Mit der kommenden
4-Megapixel-Generation (Präsentation wahrscheinlich auf
der Photokina Ende September) wird auch die
Handy-Fotografie erwachsen. „Das Foto vom Strand kann
per E-Mail ans Hotel geschickt werden. Abends liegen die
Abzüge im Fach", beschreibt Pölking die Zukunft
der Schnappschuss-Fotografie. „Das Fotohandy wird die
Billig-Digitalkamera verdrängen."
Pölkings Leidenschaft
ist eine andere. Als Naturfotograf und Autor hat er sich
einen Namen gemacht und empfiehlt seinen Beruf allen als
Hobby, die der selbstbestimmten Faszination des
Augenblicks erliegen wollen.
Der freche Vogel, der in Ostafrika einem Büffel auf
der Nase herumtanzt, bizarre Felsformationen in
Kalifornien, der Morgentau auf den Blumen im Garten oder das reiche Farbspiel eines
Herbstblattes - wer mit offenen Augen durch die Natur geht, findet eine Fülle von Motiven. Vor der Haustür genau so wie in der
Antarktis.
Um die
Schönheit unserer Welt auf Chip und Festplatte zu
bannen, empfiehlt Pölking folgende Ausrüstung:
Eine digitale
Spiegelreflexkamera
mit einem Makro-Objektiv (100 mmBrennweite) für
Nahaufnahmen, ein Zoom-Objektiv mit 24 bis
85 mm Brennweite für
Landschaftsaufnahmen und für Tierfotos ein Telezoom
mit 100 bis 400 mm.
Die Kosten einer solchen soliden Ausrüstung liegen
zwischen IOOO und 2000 Euro.
Ebenso wichtig wie
eine gute Kamera ist übrigens das Stativ. „Aus der
Hand wird geknipst, vom Stativ fotografiert",
bringt Pälking eine Fotografenregel auf den Punkt. Der
Grund, nur wer in Ruhe Bildausschnitt, Tiefenschärfe
und Brennweite beim Blick durch den Sucher komponieren
kann, dem gelingen gute Bilder. Schließlich ist der
Kopf für tolle Fotos verantwortlich, wie eingangs
erwähnt.
Und noch einen Grundsatz hat Pölking
parat; „Bringen Sie nie mehr aufs Bild als nötig.
Eliminieren Sie durch zoomen oder eine längere
Brennweite alles, was nicht zum Motiv gehört.
Geschwätzige Bilder sind langweilig."
(hü)
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