22.9.2004

 

Fritz Pölking

Gedanken zur 'Photokina'

Digital oder nicht digital, das ist hier die Frage

Nachdem sich jahrelang fast niemand so recht mit der digitalen Fotografie anfreunden konnte, haben wir im Moment einen Boom und Sog, dem man sich schwer entziehen kann.

Vielleicht relativiert sich das wieder, vielleicht hat aber auch die analoge Dia-Fotografie in einem Jahrzehnt den gleichen Status wie heute die Schwarzweiß-Fotografie. Wer weiß...?

1. Frage: Wer sollte - zumindest vorläufig - nicht umsteigen?

a.) Wer wenig Zeit hat.

Digital zu fotografieren mit der anschließenden 'Digitalen Dunkelkammer' ist sehr zeitintensiv und verlangt viel mehr Aufmerksamkeit als Film.

b.) Wer wenig Geld für das Hobby Fotografie abzweigen kann.

Es ist ja nicht getan mit den 1000,- Euro für die digitale Spiegelreflex: Man braucht Compactflash-Karten, Reserveakku, Digifinder, externen Sicherheitsspeicher, Notebook für unterwegs, PC für zuhause, Diascanner, Farbdrucker und etliche teure Programme, angefangen mit Photoshop CS. 

c.) Wer sich im Lande Digitalien nicht auskennt und keine fachliche Hilfe schnell und oft zur Hand hat, die ihn durch das Computerland führt.

Die Industrie will verkaufen und malt daher alles in rosigen Farben. Vieles im Computerland steckt aber immer noch in den Kinderschuhen, und ist vom Laien alleine nicht oder nur sehr schwer zu bewältigen (Bauen Sie mal zuhause alleine eine W-LAN-Station auf, die in etlichen Räumen funktionieren soll..).

d). Wer hauptsächlich Diavorträge hält.

Vor einigen Monaten habe ich in Braunfels auf einer Fachtagung einen Vortrag gehalten, und da lief auch zusätzlich ein 90-Minuten Vortrag 'Kann der Beamer den Diaprojektor ersetzen''? Der vom Land Digitalien begeisterte Referent fand, daß der Beamer dies kann. Die 125 Fachbesucher waren nach den projizierten Vergleichsbildern alle und ausschließlich der Meinung, daß der Beamer dies nicht kann. Wer also die bestmögliche Qualität auf der Leinwand sehen will, der sollte die nächsten 10-20 Jahre beim Dia bleiben. Ich zumindest sehe - rein technisch - keine Möglichkeit für den Beamer, in absehbarer Zeit an die Qualität eines projizierten Dias heranzureichen.

2. Frage: Wer sollte umsteigen (Falls er noch nicht ist)?

a.) Wer ein Computerfreak ist.

b.) Wem es einen Riesenspaß macht, digital zu fotografieren.

c.) Wer die absolut bestmöglichen Fotos machen will, ohne Rücksicht auf (finanzielle) Verluste.

Wir haben jetzt erstmalig die Möglichkeit, die Vorteile von KB, 6x6 und 9x12 in einem System zu vereinen. Digitale Kleinbild-SLR's sind so schnell und zupackend wie analoge Kleinbildkameras. 

Die Ergebnisse der neuen 12-Millionen-Megapix-Nikon- und 16-Millionen-Megapix-Canon-Kameras sind so gut wie die von  6x6-Dias (eigentlich, nachdem sie Photoshop durchlaufen haben mit 'bestem Ausschnitt, beste Tonwerte, beste Farben, beste Schärfe - ohne Manipulationen am eigentlichen Motiv - ' sogar noch besser als ein 6x6 Dia).

Und man kann die Vorteile der verstellbaren 9x12 Kamera jetzt auch mit der digitalen Kleinbildkamera haben, wie 'Stürzende Linien' vermeiden und 'Scheimpflügen'. Das geht jetzt alles digital in Photoshop, ohne das man eine verstellbare Kamera dazu benötigt.

Auch bietet die Möglichkeit, direkt nach dem Foto das Ergebnis beurteilen zu können, ungeahnte Perspektiven für bessere Bilder.

d.) Wer professionell oder semiprofessionell arbeiten und veröffentlichen will. 

Auch, weil für Profis der Umstieg auf die digitale Fotografie oft finanziell nicht so schmerzhaft ist wie für Amateure. Wer im Jahr etwa 10.000,- Euro spart an Filmen, Entwicklung und Rahmung  wenn er digital fotografiert, den können die Umsteigekosten nicht so sehr beeindrucken.

Wichtigster Rat: Ob Sie weiterhin auf Film fotografieren oder schon -oder in Zukunft- digital, vergessen Sie alle Technik und kümmern sich nur noch um die Motive, sobald Sie das Werkzeug 'im Griff haben und beherrschen', und gehen hinaus und machen tolle Fotos.

Naturfotografie heißt: Das Spektakel der Wirklichkeit und die Faszination des Augenblickes festzuhalten.

Naturfotografie heißt nicht, dieses künstlich zu arrangieren und zu manipulieren - das ist ein anderes Hobby.

Und Naturfotografie heißt auch nicht: Die meiste Zeit in einem Zimmer vor einem Plastikkasten zu sitzen und Pixel zu zählen.

Egal ob Sie analog oder digital fotografieren: 

Machen Sie schöne, interessante, faszinierende, berauschende, Wissen vermittelnde sowie Freude und Emotionen weckende Fotos.

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